24h Genk - eigentlich ganz schön, so nass muss aber nicht sein!
Dienstag, 21. Mai 2024 - 09:15 Uhr
Genk (B) - Nach dem Erfolg, wobei eigentlich eher Spaß im vergangenen Jahr beim 24h Leihkart-Rennen in Ampfing entschieden Sie dieses Jahr vier „Bekloppte“ für eine Teilnahme beim nächsten 24h Leihkart-Rennen. Dieses Jahr führte uns zu der im mcr ziemlich bekannten Kartbahn in Genk. Dort haben wir als mc roetgen über Jahre einen Lauf der (ehem.) Deutschen Kart Meisterschaft veranstaltet und einige mcr´ler auch an vielen 100 Meilen Leihkart-Rennen teilgenommen. Da es sich in diesem Jahr um einen Jubiläums-Lauf handelte lag das Startgeld für das 24h Leihkart-Rennen auch ausnahmsweise mal in einen adäquaten Rahmen.
Freitag morgen um 10 trafen sich Mirko und ich bei mir und wir machten uns auf den Weg nach Genk. Dieses Mal ohne Wohnwagen sondern nur mit Auto, Büsschen und Pavilion. Den Aufbau erledigten wir bei wunderbarem Sonnenschein, doch kaum eingerichtet, gab uns das Wetter die erste Einstimmung aufs Wochenende und lud den ersten Regen ab. Unser Fahrer Danny, nun auch Mitglied im mcr, kam gegen 13:30 in Genk an und bekam von uns direkt mal die erste Trainingssession um 14 Uhr im Nassen zugewiesen. Er ist zwar ein schneller anpassungsfähiger Fahrer und war bereits einmal mit in Genk bei einem 100 Meilen-Lauf, jedoch noch nie im Nassen auf der Strecke. Seine 30-minütliche Session war anfänglich recht Nass und ging gegen Ende in eine trockene Regenlinie über.
Da sind wir auch schon beim Kernthema, die besagte Regenlinie. Da mit den Karts grundsätzlich mit Slicks gefahren wird, ist das mit dem Regen manchmal etwas schwierig. Die Regenblinie verläuft versetzt zur Ideallininie, da diese „gummiert“ ist, wird sie in Kombination mit Wasser zur Rutschbahn und sollte nur kurz gekreuzt werden. In Kurven ist die Linie teilweise noch etwas spezieller, da es zum Beispiel Kurven gibt, die außerhalb mit Rasengitter-Steinen umlegt sind. Da man hierauf im Regen mehr Gripp hat als auf der eigentlichen Strecke werden diese Randsteine zum Anbremsen oder sogar zum Umfahren der Kurve genutzt. Die Findung dieser Linie und der zugehörigen Anbremspunkte erfordert jedoch sehr viel Gefühl und Erfahrung.
Danny konnte nun die Zeit nutzen um Erfahrungen bei nassen sowie abtrocknenden Bedinungen zu sammeln und verbesserte sich kontinuierlich. Am Ende Stand als beste Zeit eine 1:14,0 doch die Konkurenz war noch in weiter Ferne.
Für die nächte Trainingssession um 16 Uhr hatten Lars und Mirko einen Platz gebucht. Da wir schon viele, viele Runden in Genk bei diversen 100 Meilen-Rennen gedreht hattenund wir einige Teams bereits kannten, ging es nun darum, abzustecken wo uns im 50 Teilnehmer starken Feld einsortieren dürfen. Bei durchgehend trockenen Bedinungen fuhr Mikro als Bestzeit eine 1:11,234 und Lars eine 1:11,177. Damit lagen wir zwar nur ca 0,6 Sekunden hinter dem Trainingsschnellsten, jedoch reichte es nur für Rang 16 und 17. Die ersten 6 Teilnehmer lagen alle bei einer Fahrzeit von 1:10,6xx. Nun wurde uns klar, die Konkurenz war hart und die Messlatte um hier mitspielen zu dürfen, lag ziemlich hoch.
Für 20 Uhr war eine weitere Trainingssession angesetzt, welche wir für unseren spät anreisenden „Mr Busy“ Stefan vorgesehen hatten. Nach mehrfachem telefonischem Austausch kristallisierte sich jedoch raus, dass Stefan es wegen Stau nicht bis 20 Uhr nach Genk schaffen würde. Da Danny noch Streckenkenntnis zu sammeln hatte, überließen wir ihm das letzte 30-minütige Training für den Freitag. Es fuhr sich auf eine 1:11,882 vor, wobei die Spitzenteams auch nochmal nachlegten und Zeiten im Bereich 1:09:9 bis 1:10,3 fuhren. Nach dieser Erkenntnis haben wir entschieden unseren Fokus auf Grill und Bier zu verlagern. Während es im restlichen Fahrerlager gegen 21 Uhr ruhig wurde, weil scheinbar der größte Teil außerhalb in Hotels schlief, genossen wir noch bis Mitternacht das gemütliche Beisammensein inkl Getränken.
Am Samstagmorgen stand noch eine WarmUp-Session auf dem Zeitplan, welche Stefan nutzen durfte, um sich auf der Strecke einzufinden. Während die Top-Teams Ihre Zeiten im Bereich 1:10,3 festigten, hing Stefan bei einer 1:12,5 fest. Nach der Session war ihm die Frustation hierüber mehr als anzusehen sowie anzumerken.
Da wir vorher vereinbart hatten, der schnellste fährt das Quali, war hier Lars in die Pflicht gekommen. Das Quali wurde in Sessions mit ShoutOut-Modus eingeteilt. Jeweils das letzte Drittel des Qualis schied zum nächsten Quali aus. Bis zum Schluß schaffte Lars es, sich auf Rang 30 mit einer Zeit von 1:11,1 zu platzieren, doch in der lezten Runde von Quali1 verbesserten nochmal ein paar Teilnehmer ihre Zeit und schoben Lars Bestzeit auf Rang 35 zurück. Damit schieden wir bereits im ersten Quali aus. Doch auch andere Teams, welche teilweise zu den Top10 Teams zählten, wie BF Racing waren in Q1 ausgeschieden, KSR wiederum hatte es in der letzten Runde so gerade noch geschafft sich ins Q2 zu retten.
Was soll´s, es war ja ein 24 Stunden Rennen, so sollte genug Zeit bleiben sich nach vorne zu arbeiten!
Der Fahrer, der das Quali beendete, musste gem Reglement, auch den Start fahren. Nach einer kurzen internen Abstimmung „raus halten“ oder „rein stechen“, entschieden wir uns für eine defensive Fahrweise beim Start und den ersten Runden. Lars fuhr den Start und kam ganz gut weg und konnte in der ersten Runde bereits einige Plätze gutmachen und sich aus vielen Rangelein raushalten. Doch in Runde drei passierte es dann doch, Lars wurde von hinten am Kurveneingang angeschoben und herumgedreht. Da er nun ungefähr in Kurvenmitte entgegengesetzt der Fahrrichtung stand, musste er das gesamte Feld passieren lassen, um wieder die richtige Fahrtrichtung einnehmen und weiter fahren zu können. Wie gewonnen, so zerronnen. Somit machte Lars sich wieder ran, Plätze gut zu machen. Wie bereits vor dem Start in der Wetter-App angekündigt, bewegte sich ein kleines Unwetter auf uns zu. In Runde 9 fing es so langsam an zu tropfen und die Fahrbahn wurde feucht. Der ein oder andere bremste zu spät und rutsche von der Bahn. Doch mit Tropfen war es nicht getan, es regnete recht plötzlich in Maßen und fing zwischenzeitlich auch an zu Hageln. Die gesamte Strecke stand vollständig unter Wasser. Ca die Hälfte der Teilnehmer inkl uns, hatten vorher in die Wetterapp geschaut und sind im Regenanzug gestartet. Damit blieb man zwar trocken, aber das Wasser war ziemlich kalt und man hatte das Gefühl in einer fahrenden Badewanne zu sitzen. Die Zeiten brachen sofort um mehr als 40 Sekunden pro Runde ein. Auf den Geraden wurde trotzdem Vollgas gegeben und man wusste, dass man mit den Slicks nun mit Aquaplaning geradeaus auf die nächste Kurve zu fuhr, aber da das alle machten, gehörte das so. So ziemlich jeden, inklusive Lars schob es in der ein oder anderen Kurve mal von der Bahn in den Matsch, dann half nur aussteigen, Kart auf die Strecke zurück schieben und weiter fahren. Ich setzte meinen 40-minütige Kanu-Tour fort und übergab nach insgesamt einer Stunde an Mirko. Die Bahn fing auch allmählich an abzutrocknen und es entwickelte sich eine teiwleise trocknende Regenlinie. Stefan übernahm den dritten Stint, auf einer weitgehendsten trockenen Bahn nach Mirko und konnte seine 60-minütige Session sauber abspulen.
Ab ca 17:40 hatte nun ein neues Regenband über uns seinen Platz gefunden, es fing wieder an zu regnen, zwar nur leicht, aber es reichte, um die gesamte Strecke vollflächig und dauerhaft Nass zu halten.
Insgesamt mussten wir in den 24 Stunden 32 Pflicht-Boxenstopps absolvieren. Wir hatten 23 für die normalen Wechsel im 1h-Rhythmus eingeplant und die verbleibenden 9 für schlechte Karts übrig gelassen. Denn bei jedem Stopp gab es auch ein neues Kart, die Kartflotte war zwar recht neu, aber eine gewisse Streuung ist in den Karts trotzdem vorhanden.
Stefan baute wegen des eintreteten Regens einen zusätzlichen Stopp ein, da ein Boxenstopp immer eine Mindestzeit von 2:30 mit sich brachte, waren diese im Regen besser untergebracht, denn die Rundenzeiten waren zwangsläufig ebenfalls höher und der Verlust somit geringer.
Danny übernahm gegen 17:50 Uhr das Steuer von Stefan und ging in seine erste Session fürs 24h-Rennen. Wasser für ein Glück, dass Danny gestern im Training bereits Regen-Erfahrungen sammeln konnte. Diese brachten ihm nun ziemlich konstante und solide 1:51er Zeiten, auch wenn es ihn drei Mal von der Bahn warf und jeweils ca 40-50 Sekunde kostete.
Um 18:50 Uhr übernahm Lars nun wieder das Steuer und konnte seine Fahrzeiten im Regen auf konstante 1:47-1:48 verbessern. Mirko löste ihn um 20 Uhr ab und musste ebenfalls noch eine Session im Nassen absolvieren. Als Stefan um 21 Uhr übernahm hatte es mittlerweile aufgehört zu regnen und es wurde begonnen die Regenlinie trocken zu fahren. Um 22 Uhr war die Regenlinie für Dannys Stint so weit trocken gefahren, jedoch ist es nicht ganz so einfach im Dunkeln die trockene Regenlinie zu finden, da diese hellgrau ist und der nasse Bereich dunkelgrau. Verfehlte man die Linie beim Anbremsen nur leicht wurde die Kurve zwangsläufig „zu eng“. Danny machte seinen Job gut und fuhr konstante 1:17-1:18er Zeiten.
Gleichzeitig hatte die Rennleitung alle Teammanager nochmal zum Appell antreten lassen, Hintergrund war die allgemeine Ignoranz gegenüber der gelben Flagge. Die meisten fuhren trotz Gelb kein bisschen langsamer, ein paar nutzen die langsame Fahrt der anderen sogar zum Überholen. Die Rennleitung drohte damit eine 120-minütige Full-Course-Yellow als Schlungsmaßnahme durchzuführen, wenn sich nicht sofort alle am Riehmen reißen. Dieser Appell hat funktioniert, bei fast allen kamen die Manieren zurück. Einzelne Ausreißer wurden entsprechenden mit Rundenstrafen belegt.
Um 23 Uhr gingen Lars und Stefan in den kurzen Wechsel, damit Mirko und Danny bis ca 5 Uhr pause machen konnten. Lars begann mit dem Stint um 23 Uhr bei trockenen Bedingungen und kam recht zügig auf 1:16er Fahrzeiten. Doch dann kam etwas, was wir nicht eingeplant hatten, der Regen war zurück! Davon hatte die Wetterapp nichts gesagt und da es trocken war, ist Lars ohne Regenanzug auf die Strecke gegangen. Aber jammern half an dieser Stelle nichts, Lars war nun eh vollständig durchnässt. Um Mittnacht kam er wie vereinbart zum nächsten regulären Pflichtstopp rein. Da er im Regen etwas schneller war als Stefan, stellten beide spontan auf Doppelstint um und Lars durfte noch eine Stunde im Regen absolvieren. Zusätzlich bauten wir noch 3 Zusatzstopps ein, um diese schonmal etwas zu reduzieren.
Stefan übernahm gegen kurz nach 1 Uhr ebenfalls das Steuer für einen Doppelstint bei nebeligen, aber abtrocknenden Bedingungen. Lars griff um 3 Uhr nochmal ins Steuer für seinen letzten Stint zusammen mit Stefan. Um 5 Uhr übernahm frisch und erholt Mirko das Steuer von Stefan, um für die nächsten 6 Stunden mit Danny in den kurzen Wechsel zu gehen. Zum Glück blieb es nun dauerhaft trocken und alle konnten in ihre alte Routine zurückkehren. Dannys Session zwischen 6 Uhr und 7 Uhr morgens wurde noch von einer ca 10-minütigen Safety-Kart-Phase „unterbrochen“, da der Veranstalter die Reifenstapel in der Schikane hinter der Europalaan-Geraden wieder zurück rücken musste. Diese wurden über die Nacht von allen Teilnehmern so oft tauschiert, bis die Schikane zur Geraden geworden ist.
Danny spulte von 10 Uhr bis 12 Uhr einen routinierten Doppelstint mit 1:12-1:13er Zeiten ab und wurde danach vom ausgeschlafenen Stefan abgelöst. Mirko ging als vorletztes nochmal für eine Stunde ins Kart und spule schnell und sauber seine Runden im 1:11-1:12er Niveau ab. Lars fuhr den letzten Stint inkl Zieleinlauf von 14 Uhr bis 15 Uhr. An unserer Platzierung war zu diesem Zeitpunkt jedoch nichts mehr zu machen, denn nach vorne hin hatten wir einen Rückstand von 4 Runden zum nächsten Teilnehmer.
Am Ende mussten wir uns mit einem 38. Platz von 48 gestarteten zufriedengeben. Wir hatten uns mehr erhofft, aber uns war klar, dass wir als Schönwetter-Fahrer aufgrund unserer mangelnden Regenerfahrung in Genk nicht wirklich mithalten konnten. Schön wäre eine Platzierung innerhalb der ersten Häfte gewesen, doch dafür war die Konkurenz zu stark und uns das Wetter leider nicht wohlgesonnen genug. Ich konnte für meinen Teil auf jeden Fall ausreichend Erfahrungen im Regen sammeln mit 4,5 von 6 Stunden Wet-Race.
Es hat allen beteiligen (die meiste Zeit) Spaß gemacht, wir hatten Freitag einen gemütlichen, gemeinsamen Abend und wir haben das 24h Rennen in Genk, wie es sich gehört mit einem Bier abgeschlossen. Mal schauen welches 24er wir 2025 in Angriff nehmen!
Und hiermit endete unser 24h Rennen Genk 2024 traditionell!
Wobei wenn ich ganz ehrlich bindet endete es mit
Weitere Fotos findet Ihr in unserer Gallerie
Lars Völl